ZEICHEN DER WANDLUNG | Über Ingo Regel

Regels etwas später entstandener „Springender“ agiert anmutend gestisch. Weit greift ein Arm im rechten Winkel über den Kopf, aber die Richtungen sind vage. Die für Ingo Regel einige Jahre später so charakteristischen schmalen Bänder überziehen schon dieses Bild. Brüchige, aber strikte Konturen festigen die Figur. Wiederholt suggeriert das Sujet energische Aktion, die festgezurrt ist im Auf und Ab des formalen Musters.

Selten konnten Regels große Papierobjekte überhaupt gezeigt werden, niemals leider in der Bedeutung, die sie verdient hätten, zusammen als große Werkgruppe. Was spätere Serien der berühmten „Zeichen“ als Figur durchspielen, geschieht bei den Kasein- und Papierobjekten, mit Holz stabilisiert, im Material: die additiven Ausbauten, die faltige Haut des geklebten Papiers behalten die Erinnerung an das Werden, die Entstehung der Form (und ihre Brüchigkeit), also die Veränderung. Diese Gebilde sind nicht unveränderlich fertig, und sie müssen repariert werden, etc. Etwas ist in ihnen auch eingepackt, sie sind nicht vollplastisch, sondern für eine Ansicht gemacht. Kurz, diese Objekte enthalten eine Option, sie sind Verpuppungen, aus denen dies oder jenes sich bilden kann.

Der Grad der Verhakung noch des freiesten Zeichen mit bildlicher Erfahrung ist einer der singulären Momente dieses Künstlers. Regel hatte sich anfangs schnell freigemacht von den Leipziger Verhältnissen im negativen Sinne. Er hat dann über viele Jahre die freie, andeutungsweise Beziehung zur realen Bildwelt durchgespielt. Diese formal avancierte Kunst kann sich auf ein enges Verhältnis zum Bildsinn verlassen. Wenn die Form stark genug ist, kommt die Bedeutung ganz von allein.

Dr. Meinhard Michael

Ausschnitte aus dem Katalogtext von Dr. Meinhard Michael:
INGO REGEL- Wandel bei gleichen Prämissen- Bilder und Objekte, 2004
Ausstellung: „Gefiederschein“: TOUMA ART Galerie

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